1952-1959 - Chronik-Gymnastik

Chronik der Abteilung Gymnastik
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1952
Im Jahr 1952 beschloss die Sportführung der DDR, dass die Bezeichnung "Verein" verboten wird. Somit musste sich der Altglienicker Sport Verein umbenennen. Dieses geschah am 01.07.1952. Als neuer Vereinsname wurde Volkssport Gemeinschaft Altglienicke festgelegt. Den Sportbetrieb der Turner und der Gymnastikfrauen beeinflusste diese Umbenennung nicht. Man musste jedoch ggf. auf die Sportkleidung ein neues Vereinsabzeichen aufnähen.
Dem Grunde nach gab es zu diesem Zeitpunkt bei der Sektion Turnen nachfolgende drei Untergruppen: Geräteturnen (Männer und Jugendliche), "Hausfrauengymnastik", Jungmädchen und Frauengruppe. Von der Familie Klausch erhielten wir Fotos von einer dieser Frauengruppen bei einer Sportwanderung. Sie verstanden es auch, im Sportheim regelmäßig einige lustige Feiern durchzuführen. Es ist derzeit nicht eindeutig geklärt, um welche Gruppe es sich bei den Fotos handelt. Wir vermuten, dass es Mitglieder der Hausfrauengruppe sind.
In verschiedenen Vorstandsprotokollen des Jahres 1952 haben wir interessante Dinge über die Aktivitäten der Sektion finden können. Diese haben wir aber nicht im Einzelnen aufgeführt, weil in der Jahreshauptversammlung am 01.03.1953 durch den Sektionsleiter eine vollständige Darstellung des Sportbetriebes im Jahr 1953 verlesen wurde.
In verschiedenen Ausgaben des Deutschen Sportechos haben wir Informationen über den Turn- und Gymnastiksportbetrieb im Jahr 1952 gefunden. Besonders die Meldung vom 21.04.1952 über eine vorgesehene Gymnastik-Veranstaltung bei Chemie Lichtenberg ist für uns wichtig, denn an diesem Wettbewerb nahmen auch Sportlerinnen des A.S.V. teil. Auch die Meldung im Sportecho vom 10.03.1952 erscheint uns wichtig. "Gesamtberliner Meisterschaften" bedeutet aus unserer Sicht, dass es im Jahr 1952 bereits getrennte Meisterschaften in Ost- und Westberlin gegeben haben muss und man mit den besten Turnern beider Verbände eine gemeinsame Meisterschaft ausgetragen hat; eine Annahme unsererseits (Quelle: Sportmuseum Marzahn/Hellersdorf, Deutsches Sportecho, ebenda).
1953
In verschiedenen Vorstandsprotokollen des Jahres 1953 wurde über den Sportbetrieb der Sektion Turnen berichtet. Wir verzichten auf die Aufzählung der einzelnen Informationen und haben dafür den Bericht des Sektionsleiters in der Jahreshauptversammlung am 06.03.1954 mit aufgenommen, in dem er über den Sportbetrieb im Jahr 1953 berichtete. Man liest, dass es beim Jungmädchenturnen zu Problemen gekommen ist, bzw. die Gruppe wurde aufgelöst. Wir denken, dass es ab diesem Zeitpunkt in der Sektion Turnen eine Männerturnergruppe, eine männliche Jugendturnergruppe sowie eine gemeinsame Gruppe von Gymnastikfrauen gegeben hat. Einige Freizeitaktivitäten wurden auch nicht mehr mit dem nötigen Ernst durchgeführt oder fielen aus (Heringsfahrt). Wir denken zu erkennen, dass das Interesse am Turnen deutlich nachließ. Sicherlich auch dem Zeitgeist geschuldet.
Ein ganz großes Stück "Volkssport" fanden wir im Deutschen Sportecho vom 13.07.1953, in dem unter anderem von einem Gymnastik-Wettstreit in einer Leipziger Turnhalle berichtet wurde. Der letzte Absatz ist VSG-Sport in Reinkultur. Warum im Bericht zur Jahreshauptversammlung der VSG nicht über die Teilnahme der "Hausfrauengruppe" berichtet wurde, können wir derzeit nicht nachvollziehen. Zumindest wird im JHV-Bericht die "Hausfrauengruppe" erwähnt. Ansonsten haben wir im Sportecho vom 12.09.1953 einen kurzen Bericht gefunden, der den Zustand des Turn- und Gymnastiksports in der DDR als sehr negativ darstellt. Mal sehen, was wir zur Thematik noch finden, aber bei der VSG wurde damals geturnt und "gymnastet" ........ ein Bericht über die "Hausfrauengruppe" von "Altglienicke Berlin" im Deutschen Sportecho, wir können es nicht glauben (Quelle: Sportmuseum Marzahn/Hellersdorf, ebenda).
Nachfolgend drei Fotos der "Hausfrauengruppe" bei der Gymnastik in der alten Turnhalle der 14. Grund- und Mittelschule (Schulname zu dieser Zeit; heute Schule am Berg); links bei einer Übung, in der Mitte in Aufstellung und rechts beim Faschingsturnen.
Im Jahr 1953 gab es für zwei Turner der VSG Altglienicke große sportliche Erfolge. Am 06.09.1953 fand nach der Einweihung des Sportplatzes im Jahr 1951 nochmals ein größeres Sportfest im Volksstadion Altglienicke statt- die Mehrkampfmeisterschaften der Turner und Gymnastikvereine Berlins. Es wurden Wettkämpfe im Turnen und in der Leichtathletik im Rahmen eines Mehrkampfes durchgeführt. Ein Sieger war Manfred Spitz von der VSG (Bild mittig und rechts).
Auf diesem Sportfest konnte auch Hans Dieter Witzke sportliche Erfolge feiern. Hans Dieter nahm im Jahr 1953 für die VSG überregional an den DDR-Jugendmeisterschaften im Turnen teil und war damit wohl der erfolgreichste Altglienicker Turner nach dem 2.Weltkrieg. Nachfolgende Erinnerungen haben wir aus seinem persönlichen Archiv bekommen. Zuerst nachfolgend ein sehr wertvolles Erinnerungsprotokoll von Hans aus der Zeit von 1947 bis 1953.
Gedächtnisprotokoll von Hans Dieter Witzke zum Thema „Turnen in der VSG Altglienicke“ (erstellt 2022)
"Meine aktive Beteiligung am Sport in der SG Altglienicke begann frühzeitig im Jahre 1947 im Alter von 10 Jahren. Damals war ich ständiger Mitspieler in der Schüler-Handball-Mannschaft, die mit ihrem Trainer Willy Braune im Sommer 1948 sensationell eine Silber-Medaille im Handball (Großfeld) bei den Berliner Jugendspielen im olympischen Geist errang. Parallel ging ich zum Kinderturnen  der SG Altglienicke an der Schule am Berg einmal pro Woche. Ab 1951 mit 14 Jahren verschob sich der Schwerpunkt in Richtung Turnen, wo ich meinem Trainer Werner Rademacher viel verdankte und der mich weiter motivierte in dieser Richtung. Dazu muss ich sagen, dass zu dieser Zeit der Turnsport als Ganzes und auch in der SG Altglienicke noch einen hohen Stellenwert hatte. Auch in der Familie Witzke hatte das Turnen eine langjährige Tradition, so war mein Großvater Karl Witzke auch Mitglied einer großen Turnriege in seiner Heimatstadt Forst/Lausitz, die mehrere große Turnvereine hatte. Neben dem Turnsport war auch die Leichtathletik meine Lieblingssportart, besonders Kurzstrecke 75 oder 100m, Weitsprung, Hochsprung. Dem kam entgegen, dass damals die Berliner Turn-Meisterschaften (und auch DDR-Jugendmeisterschaften z.B. 1953 in Löbau) noch als Mehrkampfmeisterschaften ausgetragen wurden (4x Turnen: Reck, Barren, Seitpferd, Bodenübung)und 3x Leichtathletik: 75m, Weitsprung, Kugelstoß. Durch das neue Volksstadion ab 1951 (Stadioneinweihung) gab es also gute Voraussetzungen dafür zu trainieren. Das drückte sich auch in den Ergebnissen von Wettbewerben aus: Im Jahre 1952 erlebte ich einen großen Leistungssprung im Turnen, besonders motivierte mich und andere die sensationelle Turnkunst, die sowjetische Sportler bei der Olympiade 1952 in Helsinki demonstrierten und bei Schauturn-Veranstaltungen in der damaligen vollgefüllten Sporthalle in der Stalinallee uns und viele Zuschauer total begeisterten. Dort in der Sporthalle konnte ich dann auch in einem Schwerpunkt für Nachwuchsturner 1x pro Woche zusammen mit Jugendturnern aus anderen Vereinen (NO Berlin, Friedrichshagen, Pankow) unter prominenter Anleitung weiter schwierige Elemente üben und lernen. Durch gute Ergebnisse bei den Berliner Mehrkampf-Meisterschaften 1952 wurde ich zu den DDR-Jugendmeisterschaften 1953 in Löbau/Sa delegiert, worauf ich damals sehr stolz war. Dazu gab es noch einen Vorbereitungs-Lehrgang vorher in Grünau für die Berliner Teilnehmer unter Leitung von Sportfrd Kirsch, dem damaligen Berliner Meister. Das waren alles schöne Erlebnisse und brachten bleibende Erinnerungen, zumal wir auf diese Weise als Nachwuchsturner oft persönlichen Kontakt zu den bewunderten Könnern in der Meisterklasse hatten. Ein Höhepunkt für Altglienicke und den Sport in Altglienicke waren neben der Stadioneinweihung 1951 die Berliner Mehrkampfmeisterschaften im Turnen Anfang September 1953 im Stadion Altglienicke, wo ich in der Jugendklasse einen 2. Platz belegen konnte. Besonders das Schauturnen der Berliner Meisterklasse im Turnen (Barren, Reck, Boden) am Nachmittag begeisterte die Zuschauer. Über diese Ereignisse wurde auch in der Berliner Presse berichtet. Zum traditionellen Jahresabschluss der VSG Altglienicke im Restaurant „Deutsches Haus“ in der Grünauer Str.(jetzt Croatia) gehörte jedes Mal ein Schauturnen der Turner der Sportgemeinschaft, dazu wurde ein Barren dorthin gebracht und auf der Tanzfläche gab es Bodenturnen. Anschließend wurde getanzt. Ab 1955 begann ich nach bestandenem Abitur mein Studium, und ich reduzierte mein Trainingsprogramm beträchtlich, aber ich ging noch regelmäßig Freitagabend in die Turnhalle in der Schule am Berg, jedoch verlor das Turnen allmählich an Bedeutung, die Ballspiele dominierten im Nachwuchsbereich. Ein  letzte Foto der Turnerriege  von 1958 bezeugt dies. Dem Sport in Altglienicke bin ich treu geblieben, heute mit 84 Jahren spiele ich noch aktiv wöchentlich Volleyball und hoffe, dass auch noch bis zum 85ten Anfang Juli durchzuhalten, dafür bekam ich schon eine Urkunde von der Sektionsleitung!"
Nachfolgend einige Erinnerungsfotos, die uns Hans übergeben hat. Hans erinnert sich besonders an die DDR-Jugendmeisterschaft der Turner in Löbau, bei der er die VSG überregional vertreten hat. Das Einladungsschreiben zu diesem sportlichem Wettkampf ist ein Stück DDR-Sportgeschichte. Danke! Text auf dem Foto vor der Deutschen Sporthalle: "November 1953 vor der Sporthalle Stalinallee: Das Gerätekommando für die Vorführungen der Kunstturn-Meisterklasse von Berlin; 2.v. links Hans Dieter Witzke, 3.v. links Hans Dieter Pophal- später 1964 Olympia-Vierter im Kunstspringen bei der Olympiade in Tokio."
1954
Aus dem Jahr 1954 liegen uns keine Vorstandsprotokolle vor. Es gibt nur einen Bericht des Sektionsleiters Paul Schulze auf der Jahreshauptversammlung am 12.03.1955, in dem er über das Sportjahr 1954 berichtete. Im Bericht wurde wie im Jahr 1953 von einer Männerturnergruppe, einer männlichen Jugendturnergruppe sowie von einer Frauengruppe berichtet. Es wurde auch über das Wettkampfturnen berichtet und dass man dafür kaum noch Jugendliche begeistern kann.
Bei den Frauen schien sich im Sportjahr 1954 die Gruppe Gymnastik, die sich nach der Auflösung der weiblichen Jugendgruppe im Jahr 1953 gebildet hatte, zu stabilisieren. Im Bericht wurde auch über eine Feier zum 50. Turnerjubiläum von Karl Dietz (ehemaliger Vereinsvorsitzender des MTV Spieß Altglienicke) berichtet. Von dieser Veranstaltung folgen drei Fotos. Auf dem Foto, welches von der Empore aufgenommen wurde, sieht man hinter dem Podium die Türen zum alten Geräteraum, der heute der Haupteingang zur heutigen Mensa ist.
1955
Am 17.03.1956 fand die Jahreshauptversammlung der VSG Altglienicke statt. Die Sektion Turnen und Gymnastik arbeitete dem Vorstand den nebenstehenden Bericht über das Sportjahr 1955 zu. Den Bericht verfasste der Sportfreund Heinz Brönnimann, der ab März 1955 das Amt des Sektionsleiters von Paul Schulze übernahm. Im Bericht gab es eine kleine Aufzählung von Freizeitaktivitäten, hier speziell eine Aufstellung von Sportfahrten. Diese Sportfahrten knüpften an die guten Traditionen der Turner vor dem 2.Weltkrieg an, die ebenfalls sehr reiselustig waren.
1956
Am 24.02.1957 fand die Jahreshauptversammlung der VSG Altglienicke statt. Die Sektion Turnen und Gymnastik arbeitete dem Vorstand den folgenden Bericht über das Sportjahr 1956 zu. Erstmals fand man in einem Bericht eine Mitgliederzahl. Man erkennt, dass der Anteil der Frauen deutlich größer ist als der der Männer. Erstaunlich, dass es keinerlei Nachwuchsturner im Jahr 1956 gegeben haben muss. Ein wunderschöner Satz steht am Ende dieses Protokolls: "Neuaufbau unseres sportlichen Lebens auf Massenbasis nach altbewährter Methode." Zuvor wurde im Protokoll berichtet, welche Probleme es mit der Bewegung "Massensport in der Schule" gab. Für diese staatlichen Vorgaben hatte man bei der VSG keine Lust. Neben dem Text findet man ein Foto von gymnastischen Übungen der Frauengruppe bei einer Sportfahrt von 1957 (jedoch in 1956 eingefügt) und ein Foto mit Sportlerinnen der Gruppe Gymnastik in der Turnhalle der 14.Mittelschule eingefügt, welches wir in das Jahr 1956 einordnen.
1957
Am 16.03.1958 fand die Jahreshauptversammlung der VSG Altglienicke statt. Die Sektion Turnen und Gymnastik arbeitete dem Vorstand den folgenden Bericht über das Sportjahr 1957 zu. Weitere Protokolle von den Vorstandssitzungen sowie Fotos oder andere Dokumente liegen uns aus dem Sportjahr 1957 leider nicht vor (siehe jedoch Sportfotos 1956 und 1958). Der Bericht war recht ausführlich und gestattete damit einen guten Überblick über das Sportjahr der Sektion. Man konnte lesen, dass auf Grund der Hallensituation die Sektion kurz vor dem Ende stand. Aber man konnte die Schwierigkeiten überwinden und sah zuversichtlich nach vorn. Die Sektionsleitung wurde im Februar 1957 wieder von Paul Schulze übernommen.
1958
Am 21.03.1959 fand die Jahreshauptversammlung der VSG Altglienicke statt. Die Sektion Turnen und Gymnastik arbeitete dem Vorstand einen Bericht über das Sportjahr 1958 zu. Die Ausführungen in diesem Bericht sind ein wenig widersprüchlich mit den Berichten der Vorjahre. Es wird u.a. von einem aktiven Schülerturnen berichtet, welches in den Vorjahren keine Erwähnung fand. Ob noch Wettkampfturnen durchgeführt wurde, kann man nur erahnen.
Nachfolgend links ein Foto einer Männerturnerriege, die als letzte am Wettkampfturnen teilgenommen haben soll. Dieses wurde uns durch unseren Sportfreund Hans Dieter berichtet, der Mitglied dieser Riege war und auch auf dem Foto zu sehen ist. Er berichtete uns, dass 1958 das Wettkampfturnen eingestellt wurde. Neben dem Foto der Männerriege ein Foto der Gymnastikfrauen, welches eigentlich aus dem Jahr 1957 ist. Wir haben es aus redaktionellen Gründen in das Jahr 1958 übernommen.
1959
Am 06.03.1960 fand die Jahreshauptversammlung der VSG Altglienicke statt. Die Sektion Turnen und Gymnastik arbeitete dem Vorstand einen Bericht über das Sportjahr 1959 zu. Der Bericht lässt kaum Schlüsse zu, auf welchem Niveau der Sportbetrieb in der Sektion Turnen und Gymnastik im Jahr 1959 verlief. Turner, Gymnastinnen und Kindergruppen wurden erwähnt, jedoch gab es keine Euphorie aber auch keine Horrormeldungen. Wir enthalten uns jeder Bewertung. Ab 1960 übernahm Vera Ostwald die Sektionsleitung.
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