1906-1908 - Chronik-Gymnastik

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1906
Deutsches Turnfest: in diesem Jahr nicht vorgesehen
Kreisturnfest: Rathenow
Gauturnfest: Mittenwalde
Gauturntag: 21.01.1906 Altglienicke.
Das Jahr 1906 war für den MTV Spieß ein wichtiges Sportjahr. In diesem Jahr wurde der jährliche Gauturntag des Spreegaus in Altglienicke durchgeführt, was eigentlich immer als eine große Ehre betrachtet wurde (Gauturntag = Jahreshauptversammlung der Vereine des Spreegaus). In Kreisblatt des Deutschen Turnkreises IIIb (Quelle Staatsbibliothek, Kreisblatt DT, Jahrgang 1906) hatte man einen sehr ausführlicher Bericht über diesen Gauturntag verfasst, aus dem wir zwei Ausschnitte nachfolgend ausgewählt haben. Im Bericht findet man auch den Namen des damaligen Vereinsvorsitzenden des MTV Spieß- Kamerad Pleß.
Beim Kreisturnfest in Rathenow nahmen auch Sportler des MTV Spieß teil. In den umfangreichen Ergebnismeldungen des Kreisblattes fanden wir eine Platzierung der Reckturnerriege unter der Leitung von Kamerad Lustig.
1907
Deutsches Turnfest: in diesem Jahr nicht durchgeführt
Kreisturnfest: noch nicht bekannt
Gauturnfest: 29. bis 30.06.1907 Rudow
Gauturntag: 20.01.1907 Königs Wusterhausen.
Das nachfolgende Foto durften wir aus dem Buch des Altglienicker Bürgervereins "Altglienicke Einst und Jetzt" übernehmen. Es ist unterzeichnet mit dem Jahr 1907. Gehen wir davon aus, dass sich der erste verbandsfreie Verein bzw. der erste Arbeitersportverein in Altglienicke, der BSC Freiheit 1906, erst ein Jahr vor diesem Datum gegründet hatte, so muss bezweifelt werden, dass der BSC Freiheit 1906 bereits ein Jahr nach seiner Gründung so einen Umzug veranstaltet haben sollte. Das Foto deutet eher daraufhin, dass es sich um die bürgerlichen Sportler des MTV Spieß handelt. Man sollte es an der korrekten Kleidung der Herren erkennen. Dass im Jahr 1907 bereits Frauen im Marschblock zu sehen waren, gibt uns allerdings ein wenig zu denken, denn nachweislich hatte der MTV Spieß im Jahr 1907 noch keine Frauen in der Statistik, wie die nachfolgende Aufstellung zeigt (Quelle: Staatsbibliothek, Kreisblatt DT IIIb, Jahrgang 1907). Aber diese wurde am 01.01.1907 erstellt, so dass ggf. im Sommer 1907 zum Zeitpunkt des Umzuges bereits eine Frauengruppe existiert haben kann.
Da der Artikel aus dem Kreisblatt schlecht lesbar ist, haben wir die Infos nachfolgend aufgelistet. Vereinsvorsitzender war D. Pleß und Turnwart war A. Beuster. Die Mitgliederzahl betrug zum 01.01.1907: Männliche Mitglieder: 92, Zöglinge: 10.
1908
Deutsches Turnfest: 18. bis 23.07.1908 Frankfurt am Main
Kreisturnfest: noch nicht bekannt
Gauturnfest: 20. bis 21.07.1908 Lichtenberg
Gauturntag: 19.01.1908 Zeuthen.
Das Jahr 1908 war für den MTV Spieß ein besonders wichtiges Jahr, denn man feierte den 25.Jahrestag der Gründung des Vereins. Im Kreisblatt des Deutschen Turnkreises IIIb erschien ein ausführlicher Artikel über die Feierlichkeiten. (Quelle: Staatsbibliothek, Kreisblatt  DT III b, Jahrgang 1908). In diesem Artikel wurden der Gründungstag des Vereins sowie die Vereinsgründer erwähnt. Schön waren die Beschreibungen über die Durchführung der Veranstaltungen. Einfach köstlich! Vorangestellt ein historisches Foto, welches die Mitglieder des MTV Spieß in einem Gruppenfoto zeigt. Das Foto wurde anläßlich dieses Stiftungsfestes aufgenommen. Bemerkenswert, dass man Turnerfrauen auf dem Foto findet. Wir gehen davon aus, dass es im MTV Spieß ab 1908 Frauensport gab (im Statistikblatt des Spreegaus von 1907 wurden noch keine Frauen gelistet). Der Frauensport wurde wahrscheinlich nur vereinsintern ohne Wettkampfbetrieb durchgeführt. Somit sollten wir den Beginn des Frauensports im MTV Spieß für das Jahr 1908 festlegen. Ob es bereits Frauensport im 1906 in Altglienicke gegründeten Bewegungs Spiel Club Freiheit 1906 gegeben hat, können wir derzeit noch nicht sagen.
Im Jahr 1908 wurden im Spreegau Weiterbildungen der Turnwarte durchgeführt wurden. Vom MTV Spieß nahmen acht Turnwarte/Vorturner teil. Aus dem Jahr 1908 fanden wir im Kreisblatt zwei Mitteilungen über Teilnahmen von MTV Spieß-Sportlern an sportlichen Veranstaltungen des Spreegaus. Beim Gauturnfest am 20./21.06.1908 in Lichtenberg beteilitgten sich zwei Musterriegen des MTV Spieß (Barren und Reck). Beim Abturnen des Spreegaus am 15. November 1908 in der Turnhalle in der Kaiser Friedrich Straße nehmen ebenfalls Sportler des MTV Spieß teil (Quellen: alle Staatsbibliothek Kreisblatt DT IIIb, Ausgaben 1908).
Eine weitere Information über den MTV Spieß aus dem Jahr 1908 haben wir beim Studium der Gemeinderatsunterlagen von Altglienicke im Landesarchiv Berlin gefunden. Im Protokoll der Gemeinderatssitzung Altglienicke vom 01.11.1908 ist unter dem Punkt 19 die Bewilligung eines Antrages für die Überlassung eines Sportplatzes für den MTV Spieß ab 1909 zu finden. Damit denken wir, dass zwischen 1909 und 1920 die Turner des MTV Spieß auf diesem Sportplatz (Lianenweg bzw. Hof der alten Gemeindeschule/heute Schule am Berg) beheimatet waren.
Punkt 19: Antrag des Männerturnvereins Spieß wegen zeitweiser Überlassung eines Gemeindegrundstücks;
Die Verpachtung des hinter dem Höft- und Dix'schen Grundstück neben dem alten Kirchhof zwischen Normannen- und Köpenicker Straße gelegenen etwa zwei Morgen großen Gemeindegrundstück an den Männerturnverein Spieß hierselbst als Turn- und Spielplatz wird unter folgenden Bedingungen genehmigt.
- Die Verpachtung wird auf 10 Jahre beginnend am 01.Januar 1909 ab festgesetzt mit der Maßgabe, daß die Gemeinde berechtigt ist, das Vertragsverhältnis jederzeit ohne Entschädigungspflicht aufzulösen, wenn das Grundstück für eigene Zwecke benötigt wird oder verkaufen oder veräußern will.
- Der Turnverein hat das Grundstück soweit noch nicht geschehen auf seine Kosten einzuzäunen.
- Bei Auflösung des Pachtverhältnis ist das Grundstück in seinem früheren Zustand zurückzugeben.
- Die Benutzung des Grundstücks für das Schulturnen darf in keiner Weise gehindert werden.
- Der Pachtzins beträgt jährlich 5 Mark zahlbar in einer Rate am 01.April des Jahres.
- Der Zugang zum Grundstück von der Köpenicker Straße aus über den sogenannten Seperationsweg kann noch nicht gewährleistet werden.
(Quelle: Landesarchiv Berlin, A Rep. 045-05-02 Nr.2 Indexnummer 4, Protokolle 1908).
Welche Schussfolgerungen oder Annahmen könnten wir aus diesem Protokollausschnitt ziehen?
Lage, Eigentümer sowie Dienstbarkeiten:
Der Standort der bewilligten Fläche lag auf Gemeindegebiet. Genannt wurden als Grundstücksgrenzen die zwei Privatbesitze sowie Kirchenland. Noch heute gehören nach unseren Informationen Flächen zwischen Normannenstraße und Köpenicker Straße der Kirche (u.a. Wohnheim der Diakonie am Lianenweg). Auf dem Gemeindeland wurde 1911 die Turnhalle und 1914 die Gemeindeschule errichtet. Die Planungen dieses Schulstandortes gingen bis in das Jahr 1907 zurück. Somit gehen wir davon aus, dass in dem Pachtvertrag bereits vorsorglich berücksichtigt wurde, dass ab 1911 dort Schulsport durchgeführt werden sollte. Wir denken, dass der exakte Standort der gepachteten Fläche dort war, wo heute die neue Sporthalle der "Schule am Berg" steht, bzw. sich der ehemalige Schulgarten sowie der ehemalige Hort befanden. Die Größe der Fläche wird durch die Gemeindevertretung mit 2 Morgen benannt. Ein Morgen war in Brandenburg ca. 2500 m² groß, somit in Summe ca. 5000 m². Damit wäre ein Flächenschnitt von 50 m x 100 m denkbar. Diese Kantenmaße wären ohne Weiteres am vermuteten Standort einzuordnen.
Nutzungszeit:
siehe oben. Im Buch des Bürgervereins gibt es ein Foto (wir dürfen dieses freundlicherweise für unsere Seiten nutzen), auf dem eine große Freifläche zwischen Normannenstraße, Lianenweg und Köpenicker Straße erkennbar ist (rote Linien). Das Foto wurde aus dem Schulgebäude heraus aufgenommen und sollte damit aus einem Jahr ab 1914 stammen; ggf. zur Schuleröffnung aufgenommen. Man sieht deutlich in Richtung Germanenstraße die Einzäunung des Freigeländes, welches für den Sportplatz zur Verfügung gestanden haben muss. Die Einzäunung des Geländes durch den MTV Spieß war eine Auflage des Gemeinderates für die Nutzungsgenehmigung. Auf der Fläche sind weiterhin viele abgenutzte Rasenflächen zu erkennen, die ein deutliches Zeichen für eine intensive Nutzung sind, z.B. durch Sportbetrieb.
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