Nr. 3- Lianenweg | ||
vor 01.11.1908 | keine Nutzung als Spiel- oder Sportplatz nachweisbar, | |
01.11.1908- 1909 (Verpachtung ab 01.01.1909) | Planung und Errichtung eines Turnplatzes durch den MTV Spieß Altglienicke von 1883- Turnen, | |
1909 bis 1921 | Nutzung durch MTV Spieß Altglienicke von 1883- Turnen; auch für Schulsport der Gemeindeschule, | |
1911 (Annahme ggf. auch ab 1909)- 31.08.1980 | Schulsport- parallel auf der Freifläche sowie in der Sporthalle der neuen Gemeindeschule in der Köpenicker Str. 31, | |
01.09.1980 | Schulsport-Nutzung der neuen Sporthalle auf dem Standort der Freifläche; die alte Sporthalle von 1911 wird Mensa |
Im Protokoll der Gemeinderatssitzung Altglienicke vom 01.11.1908 ist unter dem Punkt 19 die Bewilligung eines Antrages für die Überlassung eines Sportplatzes für den MTV Spieß Altglienicke zu finden. Wir müssen damit annehmen, dass der MTV Spieß Altglienicke 1883 den am 01.04.1902 von der Familie Hannemann zur Verfügung gestellten Turnplatz verlassen musste oder wollte; ggf. auch früher. Nachfolgend der Textauszug des Protokolls der Gemeinderatssitzung als Abschrift (Quelle: Landesarchiv Berlin, A Rep. 045-05-02 Nr.2 Indexnummer 4, Protokolle 1908).
Punkt 19: Antrag des Männerturnvereins Spieß wegen zeitweiser Überlassung eines Gemeindegrundstücks;
Die Verpachtung des hinter dem Höft- und Dix'schen Grundstück neben dem alten Kirchhof zwischen Normannen- und Köpenicker Straße gelegenen etwa zwei Morgen großen Gemeindegrundstück an den Männerturnverein Spieß hierselbst als Turn- und Spielplatz wird unter folgenden Bedingungen genehmigt.
- Die Verpachtung wird auf 10 Jahre beginnend am 01.Januar 1909 ab festgesetzt mit der Maßgabe, daß die Gemeinde berechtigt ist, das Vertragsverhältnis jederzeit ohne Entschädigungspflicht aufzulösen, wenn das Grundstück für eigene Zwecke benötigt wird oder verkaufen oder veräußern will.
- Der Turnverein hat das Grundstück soweit noch nicht geschehen auf seine Kosten einzuzäunen.
- Bei Auflösung des Pachtverhältnis ist das Grundstück in seinem früheren Zustand zurückzugeben.
- Die Benutzung des Grundstücks für das Schulturnen darf in keiner Weise gehindert werden.
- Der Pachtzins beträgt jährlich 5 Mark zahlbar in einer Rate am 01.April des Jahres.
- Der Zugang zum Grundstück von der Köpenicker Straße aus über den sogenannten Seperationsweg kann noch nicht gewährleistet werden.
Im Geoportal Berlin gibt es eine Luftbildaufnahme aus dem Jahr 1928. Auf dieser Aufnahme kann man die Örtlichkeit der Freifläche sowie die Standorte der Schule und der alten Sporthalle deutlich erkennen. Die Örtlichkeit blieb bis zum Bau der neuen Sporthalle nahezu unverändert. Es fehlen in dieser Aufnahme aus dem Jahr 1928 jedoch u.a. der Schulhort sowie das Seniorenheim.
Im Buch des Bürgervereins "Altglienicke einst und jetzt" gibt es ein Foto (wir dürfen dieses freundlicherweise für unsere Seiten nutzen), auf dem die Freifläche zwischen Normannenstraße, Lianenweg und Köpenicker Straße erkennbar ist. Das Foto wurde im Jahr 1914 aus dem neuen Schulgebäude heraus aufgenommen. Die wahrscheinliche Lage der Sportfläche haben wir umgrenzt. Man sieht auf der rechten Seite des Grundstückes am Lianenweg die geforderte Einzäunung.
Welche Schlussfolgerungen oder Annahmen könnten wir aus dem Protokoll und den Fotos ziehen?
Lage, Eigentümer sowie Dienstbarkeiten:
Der Standort der bewilligten Fläche lag auf Gemeindegebiet. Genannt werden als Grundstücksgrenzen die zwei Privatbesitze sowie Kirchenland. Noch heute gehören nach unseren Informationen Flächen zwischen Normannenstraße und Köpenicker Straße der Kirche (u.a. Wohnheim der Diakonie am Lianenweg). Auf dem Gemeindeland wurden 1911 die erste Turnhalle Altglienickes und 1914 die neue Gemeindeschule errichtet. Die Planungen für diese Einrichtungen gehen bis in das Jahr 1907 zurück. Somit gehen wir davon aus, dass in dem Pachtvertrag bereits vorsorglich berücksichtigt wurde, dass ab 1911 bzw. ab 1914 dort Schulsport durchgeführt werden sollte. Die Größe der Fläche wurde durch die Gemeindevertretung mit zwei Morgen benannt. Ein Morgen war in Brandenburg ca. 2500 m² groß, somit in Summe ca. 5000 m². Damit wäre ein Flächenschnitt von 50 m x 100 m denkbar. Diese Kantenmaße wären ohne Weiteres am vermuteten Standort einzuordnen.
Nutzungszeit:
Logisch erscheint, dass der MTV Spieß Altglienicke von 1883 auf Grund seiner steigenden Mitgliederzahl (u.a. Frauensport neu ab 1908) einen geeigneten Sport- und Spielplatz gesucht hat, den er scheinbar mit diesem Standort gefunden hatte. Somit sollten wir davon ausgehen, dass in der Zeit von 1909 bis zum Beginn der Nutzung des Sportplatzes Salierstraße/Bohnsdorfer Weg um ca. 1921 dieser Standort vom MTV Spieß Altglienicke von 1883 genutzt wurde; möglicherweise parallel mit dem Schulsport.